Donnerstag, 12. Januar 2012

Ein normaler Tag in meinem Leben

Inzwischen habe ich mein Leben so organisiert, dass ich erst um 8 Uhr aufstehen muss (meistens).

Als Morgenmuffel bedeutet das für mich echte Lebensqualität.
In der Gymnasialzeit musste ich um 7 Uhr in der Kantonshauptstadt sein. Das hiess damals ca. 5 Uhr aufstehen, dann mit dem Fahrrad (später Mofa) bei jedem Wetter 4 km durch Wald und Feld, dann mit der Bahn 30 Min. und dann durch die Stadt laufen und den Berg hoch zur Schule. Dort mussten 10-12 Lektionen pro Tag absolviert werden. Ein Versuch ein Zimmer in der Stadt zu nehmen war insofern ungut, als ich in der Bahnfahrzeit jeweils die Aufgaben gemacht hatte. Diese Zeit fiel weg weil ich als Serviertochter meinen Lebensunterhalt nebenbei verdienen musste (ich war damals 17 Jahre alt).

Also jetzt darf ich meist bis 8 Uhr schlafen und das tut meiner Psyche enorm gut.
Im Bad brauche ich wenig Zeit und schon bin ich unten und schalte mal den Compi ein. Dann wird das mph geschluckt und die Tageslichtlampe eingeschaltet. Den Morgen beginne ich am besten mit Vitamin C. Also ein Saft oder eine Brausetablette.
Später, so ab 10 Uhr gibts dann erst den ersten Kaffee. Für viele ADSler ist Vitamin C ideal am Morgen und zu muntermachend am Abend. Dafür kann ich mit einem Kaffee wunderbar einschlafen.
Wer extrem Mühe hat mit dem einem retardierten mph, der sollte versuchen ein sofortwirkendes mph gleich neben das Bett zu legen. So kann man die erste halbe Stunde gut überbrücken.

Wundert euch nicht, wenn ich hier etwas übers mph erzähle, ich weiss, das ist für die einen ein Tabuthema, für die anderen ein rotes Tuch. Ich persönlich finde, man soll gezielt das anwenden und so anwenden, wie man es braucht. Braucht man mph, dann eben richtig.
Wers ohne versuchen will, bitte sehr.... ich verdiene nichts daran.

Nun ist also ca. 9 Uhr und ich bin munter, habe die Mails gecheckt, gefrühstückt, mir den Tag im Voraus angeschaut, meine Einkaufslisten gecheckt und die Katzen gefüttert.

Meist kommt auf 9 Uhr der erste Kunde/Schüler oder ich geh zu ihm. Die Schüler schätzen mein breites Wissen, meine Intuition, mein Einfühlungsvermögen, meine Hilfsbereitschaft und meine Vielseitigkeit. So gegen Mittag bin ich dann meist wieder zuhause und esse gemütlich mein Mittagessen. Danach etwas lesen oder ein Schläfchen, denn Pausen müssen sein bei ADS. Ich habe eine Uhr, die jeweils vibriert, wenn ich wieder ein Medikament schlucken muss oder sonst etwas Reguläres erledigen muss. Auf dem Rückweg von den Kunden kaufe ich jeweils gleich ein. 15 Uhr kommt dann das zweite mph dran. Putzen tu ich die Küche, den Rest macht die Putzfrau (habe mir eine Allergie auf Putzmittel eingehandelt, als ich mich dazu überreden wollte zu putzen - so was nennt man bei ADS eine Komorbitität, Begleiterkrankung).

Am Nachmittag ist wieder Kurs oder Schüler oder Kaffeeplausch mit einer Freundin. Nach Möglichkeit wird dann auch noch etwas ... ja wie sagt man dem nun in der Schweiz? Wandern ist es nicht, das ist lanzeitlaufen. Spazieren ist es auch nicht, denn wir walken. Walken ist englisch und verpönt. Laufen ist eigentlich joggen oder rennen. Joggen tu ich nicht, tut den Knien nicht gut. Rennen schon gar nicht, ich werd ja nicht verfolgt. ;-)
Wenn es Schnee hat, dann geh ich Langlauf machen, aber das ist selten.

Nun, dann gibt es halt am Abend noch 1-2 Kunden, meist mit alten Compis oder neuen, wo es darum geht Daten zu retten, Daten zu überspielen oder sichern oder sonst was.. dafür sind die Abende ideal. Auch Webseiten machen oder Blog schreiben ist um diese Zeit gut, weil es dann recht ruhig ist. Viele ADSler arbeiten gerne morgens früh oder abends spät.
Ich bin für abends.

Dann mache ich natürlich auch gerne ein Spiel am Compi oder schaue einen Clip. Aber Fernseh? nein, seit ca. 20 Jahren nicht mehr. Die Lebenseinstellung, die da übermittelt wird, entspricht nicht meiner Denkart.

Irgendwann hat mein Mann dann auch genügend Überstunden gemacht und kommt heim um die Reste meines Mittagessens zu essen. Das Abendgespräch sind meist seine Programmierprobleme (man kann ja nicht immer über ADS sprechen) oder was in der weiten Welt so alles wieder falsch gemacht wurde. Ihr kennt das ja.. jeder hätte es besser gemacht... Bei Fukushima nicht die Erde abgetragen bis auf Meereshöhe, sondern das Kernkraftwerk auf den vorhandenen 30-40 m Landhöhe gebaut. Dann, nach Unfall sofort die Lage überprüft und nach Möglichkeit alles schnellstmöglich repariert, bevor es heissläuft. Dann natürlich nicht wieder die jungen Soldaten oder Feuerwehrmänner geschickt und verstrahlt sondern die Alten, denen das nicht mehr so viel ausmacht.

Nachdem man sich so den Kropf geleert hat, noch etwas gechattet, noch etwas gespielt, gehe ich um 24 Uhr brav ins Bett, so dass ich meine 8 Stunden Schlaf bekomme. Seit ich mph nehme und nicht mehr so viel lese am Abend kann ich sehr gut einschlafen. (Nicht mehr 2-3 Stunden rumwälzen und Gedankenkarussel im Kopf).

Ja, jetzt wisst ihr in ungefähr wie ca. 80% meiner Zeit abläuft. Der Rest ist abwechselnd immer wieder anders aber meist recht spannend.


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